richäburg.füränand (SZ)

Für eine ganzheitliche, integrierte und sozialraumbasierte Versorgung

In Kürze

Mit richäburg.füränand fördert die Gemeinde Reichenburg (SZ) generationenverbindende Aktivitäten, freiwilliges Engagement und selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Zum Angebot gehören u.a. eine regionale Koordinationsstelle für Altersfragen, ein Generationentreff, eine digitale Vernetzungsplattform und die Vermittlung von Freiwilligeneinsätzen. Altersspezifische und generationenverbindende Angebote ergänzen sich und werden stetig weiterentwickelt. Längerfristig strebt die Gemeinde regionale Lösungen für eine integrierte Versorgung im ländlichen Raum an.

Vision & Ziele

Angestrebt wird eine ganzheitliche, generationenübergreifende, integrierte Versorgung: die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Reichenburg sollen möglichst lange gesund und selbstbestimmt in ihrem Zuhause leben und alt werden können. Gemäss dem Caring Communities-Ansatz werden Kooperationen unter den verschiedenen Dienstleistern gefördert, die älteren Menschen und ihr persönliches Umfeld direkt angesprochen und alle Generationen einbezogen. Durch die Vernetzung werden auch kostensparende Effekte in der Pflege und Betreuung älterer Menschen erwartet.

Hintergrund

Im Zusammenhang mit einer geplanten Erweiterung des Alters- und Pflegzentrums «Zur Rose» erarbeitete der damalige Leiter das Konzept «richäburg.füränand». Es ging von den Werten einer Caring Community zugunsten einer umfassenden «Sorge» für Menschen mit Unterstützungsbedarf aus und setzte direkt am «Wohn- und Pflegemodell 2030» von CURAVIVA Schweiz (2016) an, dem Vorgängermodell der «Vision Wohnen im Alter» (CURAVIVA 2020). Konzeptionelle Orientierung bot auch das holländische «Buurtzorg Modell» für Pflegeleistungen in Nachbarschaften.

Bereits 2017 wurde eine regionale Koordinationsstelle für Altersfragen im Alters- und Pflegezentrum etabliert. Im nächsten Jahr lancierten der Gemeinderat und die Projektgruppe offiziell das Projekt. Rasch war eine Reihe an Massnahmen umgesetzt, darunter ein erstes Netzwerktreffen mit Fachpersonen und regionalen Leistungsanbietern aus dem Altersbereich, eine Impulsveranstaltung mit der Bevölkerung, die Gründung der begleiteten Nachbarschaftshilfe KISS March sowie die digitale Plattform fürenand.ch zur lokalen Vernetzung. Wenig später wurde der Verein Generationentreff gegründet. Nachdem das Projekt dank finanzieller Unterstützung mehrerer Stiftungen realisiert werden konnte, funktioniert «richäburg.füränand» heute als Teil der gemeinderätlichen Regelstrukturen.

Good Practices

  • Koordination & Vernetzung. Die regionale Koordinationsstelle für Altersfragen im Alterszentrum «Zur Rose» bietet Beratungen für ältere Menschen und ihre Bezugspersonen an, vernetzt Angebote und hilft individuelle, bedürfnisgerechte Lösungen mit und für ältere Menschen zu finden. Die Koordinationsstelle kommt auch mit Begleitdiensten auf nicht-mobile Personen zu und vermittelt Einsätze von Freiwilligen. In der ca. 4'000 Einwohnende umfassenden Gemeinde bewährt sich diese Stelle als ein niederschwellig zugängliches Angebot: Das Alterszentrum wird aufgesucht als die kompetente Stelle für Altersfragen, auch ausserhalb stationärer und intermediärer Strukturen. Seit 2022 wird die Stelle vollumfänglich von der Gemeinde finanziert. Zusätzlich vernetzt das digitale Tool «fürenand.ch» alle Interessierten, erleichtert nachbarschaftliche Hilfssysteme und unterstützt persönliche Netzwerke.
  • Informelle & formelle Hilfe. Das Zusammenbringen von informeller und formeller Hilfe bildet ein wichtiges Element im Konzept richäburg.füränand. Die genannte Koordinationsstelle für Altersfragen setzt dieses Zusammenspiel in die Praxis um. Je nach Bedarf vermittelt sie Angebote von freiwillig Tätigen und Fachpersonen, von Organisationen und Institutionen. Sie bietet auch Case-Management basierte, längerfristige Beratungen und Begleitprozesse an, in denen verschiedene Berufsgruppen und nicht-professionelle Akteure zusammenwirken. Im Rahmen der Freiwilligenvermittlung kommen zusätzlich generationenübergreifende Aktivitäten zum Zug, z.B. durch die Vermittlung von «Sackgeldjobs».
  • Nachhaltigkeit. Der Gemeinderat unterstützte das Projekt von Beginn an. Seit 2019 besteht eine gemeinderätliche Kommission «richäburg.füränand» mit eigenem Budget. Damit ging das Projekt gesamthaft in die Regelstrukturen über. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und überzeugt von der Notwendigkeit umfassender Versorgungsstrukturen engagiert sich die Gemeinde für altersfreundliche, generationenübergreifende Strukturen und vernetzte Dienstleistungen. So nimmt die Gemeinde am kantonalen Aktionsprogramm «altersgerechte Gemeinde» teil und übergibt Seniorinnen und Senioren den Lead für erarbeitete Projekte.

Erfahrungen

Ausgehend vom Konzept und den Zielsetzungen von richäburg.füränand gelang eine rasche Umsetzung der geplanten Massnahmen zugunsten der verbesserten Koordination von Dienstleistungserbringern, generationenübergreifendem Austausch und selbstbestimmtem Wohnen im Alter. Die Covid19-Pandemie und der Wegzug des Projekt-Initiators dämpften dann den Elan, doch nahmen die Aktivitäten 2021 wieder Fahrt auf. Dahinter steht nicht zuletzt die persönliche Überzeugung von der Bedeutung umfassender, integrierter Versorgungsmodelle des amtierenden Gemeindepräsidenten. Wille, Motivation und auch die Bereitschaft aller Beteiligten, etwas Neues zu wagen, gehören mit zu den Faktoren, die das Projekt zum Gelingen brachten. Anschubfinanzierungen von Stiftungen verhalfen zum Start; die Überführung des Projektes in die Regelstrukturen der Gemeinde sichert dessen nachhaltige Wirkung. Der Bedarf für eine weitergehende Unterstützung älterer Menschen gemäss ihren unterschiedlichen Lebenssituationen ist erkannt; ebenso die Bedeutung generationenverbindender Aktivitäten. Es verbleibt denn, das für eine Caring Community bezeichnende «Miteinander» aller bzw. die «Sorgekultur» unter und zwischen allen Bewohnerinnen und Bewohner von Reichenburg zu stärken.

Weiterführende Informationen

Hier geht es weiter zum Beitrag über richäburg.füränand in der Curaviva Fachzeitschrift vom November 2020 (Beitrag Matthias Radtke, FZ 11/2020, S. 19-22)

Webseite & Kontakt

https://www.reichenburg.ch/leben-infrastruktur/leben/altersgerechte-gemeinde.html/244
armin.kistler@reichenburg.ch


Erfassungsdatum: 09.03.22