Offener Begegnungsort

In Kürze

Das Café Contact von Orbe steht unter der Schirmherrschaft der «Commission Intercommunale d’intégration Suisses Étrangers et de prévention du Racisme Orbe-Chavornay» (Ciseroc – Interkommunale Kommission für die Integration von Schweizern und Ausländern und Rassismusprävention). Es empfängt Personen jeden Alters, unabhängig von Herkunft und Hintergrund, die hier einen Französischkurs besuchen, an einem kreativen Workshop teilnehmen, Hilfe in administrativen Belangen suchen oder einfach nur einen Kaffee in guter Gesellschaft trinken wollen.

Vision & Ziele

Der Auftrag des Café Contact lässt sich in einen Begriff fassen: Integration. Integration ist ein Prozess, der auf Gegenseitigkeit beruht. In diesem Sinne bietet das Café Contact einen Raum, um neue Kontakte zu knüpfen, Freundschaften zu schliessen und allgemein Anschluss in der Stadt zu finden. Die wichtigste Regel, die es dabei zu beachten gilt, lautet: keine Gespräche über Religion oder Politik, und, falls doch, dann unter Wahrung äusserster Toleranz!

Hintergrund

Das Café Contact ist vor zwölf Jahren aus einer Begegnung entstanden. Damals wurde die Choreografin und Tanzlehrerin Regula de Souza, die im Jugendhaus von Orbe Tanzunterricht gab, von einer jungen migrierten Frau angesprochen. Diese war erst kurz zuvor in die Gemeinde gezogen und wollte in Erfahrung bringen, wo sie Leute kennenlernen konnte. Die Tanzlehrerin wurde sich bewusst, dass es in der Gemeinde keinen Treffpunkt gab, der ohne Kauf- oder Konsumzwang für alle zugänglich war, und beschloss, die Gemeindebehörden darauf anzusprechen. Diese sagten ihr ihre Unterstützung zu, unter der Bedingung, dass sie Freiwillige für den Betrieb eines solchen Begegnungsortes gewinnen konnte. Innerhalb einer Woche fanden sich sechs Freiwillige, die sich dem Projekt anschlossen. Das Café Contact öffnete zunächst alle zwei Wochen, später wöchentlich jeweils am Donnerstagmorgen im Jugendhaus seine Türen. Verschiedene Workshops und Aktivitäten trugen dazu bei, dass der Begegnungsort immer mehr Besucher:innen anzog, darunter Menschen mit Migrationshintergrund und Einheimische, Alteingesessene und Neuzuzüger:innen, Freiwillige und ihre Bekannten.

Vor drei Jahren konnte das Café Contact in eigene Räumlichkeiten umziehen. Seither erhalten die beiden Verantwortlichen, Regula de Souza und ihre Kollegin, nach neun Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit eine stundenweise Entschädigung. Heute ist das Café Contact die ganze Woche über geöffnet und bietet eine breite Palette an Aktivitäten sowie regelmässige Themenwochen an.

Good Practices

• Reziprozität. Das Café Contact stützt sich auf die aktive Mitwirkung aller Beteiligten und lebt von den Interaktionen und dem zwischenmenschlichen Austausch. Die angebotenen Aktivitäten greifen auf die Kompetenzen und Qualitäten der Besucherinnen und Besucher des Café Contact zurück. «Wer etwas vorschlägt, der setzt es um», lautet das Motto. Die beiden Verantwortlichen haben die Aufgabe, die Besucherinnen und Besucher dazu anzuspornen, ihre Erfahrung und ihr Können anderen zur Verfügung zu stellen. So ergeben sich sämtliche Aktivitäten aus den Wünschen und Bedürfnissen der Teilnehmenden und werden auf Augenhöhe organisiert. Beliebte Aktivitäten sind etwa der Créa Contact, ein Kunstworkshop, in dem jeden Freitag gemalt, gezeichnet und getöpfert wird, oder der Bewegungsworkshop für Frauen jeden Alters. Eine Irin, die zum Kaffeetrinken gekommen war, wollte gern singen. So entstanden die «Cœurs en Chœur», ungezwungene Momente des Zusammenseins, in denen in allen Sprachen der Teilnehmenden (16 Sprachen!) gesungen wird. Kaffee gibt es dank der Vermittlung eines pensionierten Unternehmers, der in der Kaffeeindustrie tätig war, gratis dazu. Auch in Strick-, Häkel- und Nähworkshops, in denen Kleider geflickt oder aus recycelten Stoffen kreiert werden, können die Teilnehmenden ihre vielseitigen Talente einbringen. In einem Free-Shop wird Kleidern ein zweites Leben geschenkt. In regelmässigen Abständen werden gemeinsame Mahlzeiten organisiert, die abwechselnd von verschiedenen Familien zubereitet werden. Schliesslich bietet das Café Contact zweimal wöchentlich eine administrative Hilfe an und lädt gelegentlich auch die Einwohnerkontrolle ein, um Gemeindeverwaltung und Einwohnende einander näher zu bringen.
• Generationenverbindend. Die Besucher des Café Contact sind zwischen zwei Monaten und 90 Jahren alt, wobei die Angebotspalette sowohl generationenübergreifende als auch altersgruppenspezifische Aktivitäten umfasst. Der Dienstagmorgen ist für Seniorinnen und Senioren reserviert, die es besonders schätzen, hier einen Kaffee zu trinken und sich mit anderen Anwesenden zu unterhalten und auszutauschen. Oft bringen sie auch Kuchen mit und nehmen an verschiedenen Aktivitäten teil.
• Nachhaltigkeit. Das Café Contact wird von der Gemeinde und vom Kanton unterstützt. Dies erfolgt im Rahmen der kantonalen Integrationspolitik, welche die Gemeinden dazu anhält, Orte der Integration im weitesten Sinn mit und für Menschen aus allen Teilen der Welt zu schaffen. Im Jahr 2021 erhielt das Café Contact den Preis «Prix IntégrAction» des Kantons Waadt, der globale und partizipative Initiativen zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses auszeichnet. Die finanzielle Unterstützung durch den Kanton und die Gemeinde wird durch den Erlös des Verkaufs von Artikeln ergänzt, die in den Workshops hergestellt werden. Damit können Zustüpfe für Ausflüge, Besichtigungen und Exkursionen gewährt werden.

Erfahrungen

Die Erfahrung des Café Contact zeigt, wie dringend notwendig solche Begegnungsorte sind, um Isolation, Prekarität und Resignation zu vermeiden. Die Aktivitäten orientieren sich an den Wünschen und Erwartungen der Teilnehmenden, so dass das Projekt stets in Bewegung ist. Auf Anfrage geben die Projektverantwortlichen ihre Erfahrungen immer wieder an andere Gemeinden weiter, die ein ähnliches Projekt aufgleisen wollen.

Webseite & Kontakt

https://www.orbe.ch/ma-ville/integration/ciseroc/cafe-contact.html
https://www.facebook.com/ciserocorbechavornay
ciseroc@orbe.ch

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Erfassungsdatum: 29.03.22