Westfeld (BS)

Ein lebendiges Stück Stadt entsteht

In Kürze

Die junge Baugenossenschaft wohnen&mehr entwickelt im Westen der Stadt Basel ein Quartier mit rund 530 Wohnungen, Läden, Büros, Freizeit- und Betreuungsangeboten für jedes Alter. Das Projekt zeigt, wie ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte von Nachhaltigkeit konsequent zusammengedacht und umgesetzt werden können. Ein partizipatives Vorgehen in Planung und Umsetzung, umweltbewusstes Bauen und Wohnen sowie die Förderung von generationenverbindendem Zusammenleben und bezahlbarem, städtischen Wohnraum bilden Kernelemente des Bauvorhabens.  

Vision & Ziele

Auf dem Westfeld soll ein lebendiges Stück Stadt entstehen, das Raum für gemeinschaftliches Wohnen und alltägliche Begegnungen von Jung und Alt schafft. Es zielt darauf ab, bezahlbares, ressourcenschonendes Wohnen für eine sozial durchmischte Bewohnerschaft anzubieten und dank vielfältigen Wohnungstypen und einer sorgfältigen Gestaltung der Aussen- und Innenräume die Beziehungen unter und zwischen den Generationen zu fördern.

Hintergrund

Ausgehend von der Idee eines nachhaltigen, generationenverbindenden Bauprojektes auf dem Westfeld Areal, formierte sich im Jahre 2015 die Baugenossenschaft wohnen&mehr. Ihre Vision stiess rasch auf breites Interesse. Mit dem Entscheid des Kantons, das gesamte 35’000m2 grosse Areal genossenschaftlich zu nutzen und es wohnen&mehr als alleinigem Bauträger zur Entwicklung zu übergeben, konnte das Projekt durchstarten. Die Grösse der Fläche verhalf wiederum zu attraktiven Konditionen seitens der Banken. Nutzungspartner, besonders auch aus dem Altersbereich, waren schnell gefunden; die Verbindung zum umliegenden Quartier von Beginn an geschaffen. Das Netzwerk Westfeld (mitfinanziert durch das Bundesamt für Raumentwicklung) sorgt mit regelmässigen Netzwerktreffen dafür, dass die «soziale Architektur» mit der baulichen einhergeht. Kooperationen mit Behörden und Organisationen sind im Aufbau, um sicherzustellen, dass künftig auch Bezüger:innen von Sozialhilfe oder Invalidenrenten auf dem Westfeld wohnen können.

Good Practices

Das Bau- und Wohnprojekt Westfeld verspricht, den «Generationenvertrag» durch ressourcenschonendes, barrierefreies und den sozialen Zusammenhalt fördernde Bau- und Wohnformen einzulösen. Damit legt es wichtige Grundlagen für die Entwicklung einer Caring Community auf dem Westfeld.

  • Generationenverbindend. Die Vielfalt an Wohnungstypen und das durchwegs barrierefreie Bauen bieten Wohnformen für jede Lebensphase und Familiensituation. Dazu gehören Kleinwohnungen ebenso wie Wohnungen, die auf Patchwork-Familien zugeschnitten sind. In 17 Studios einer grossen Clusterwohnung wird das Bürgerspital (BSB) Wohnen mit Service im Alter anbieten. Unter anderem verwirklicht das LeNa Haus ein generationenübergreifendes Wohnmodell auf dem Areal. Bauliche Massnahmen zielen darauf ab, den künftigen Bewohnenden sowohl einen Rückzug ins Private als auch spontane Kontakte im Alltag zu ermöglichen. Grünflächen laden zum Verweilen und Herumtoben ein; ein Spielplatz nach dem Konzept von Hopp-La fördert Spiel und Bewegung von Jung und Alt. Zu den Dienstleistungen im Areal gehören u.a. eine Kita, ein Kindergarten, ein Denner, Gastro-Betriebe, einzelne Büros, einschliesslich des Quartiervereins, sowie die bereits bestehenden altersmedizinischen Angebote und Hausarztpraxen des Geriatrie-Spitals Felix Platter.
  • Teilhabe & Mitwirkung. Ein partizipatives Vorgehen charakterisiert das gesamte Projekt. Nebst Quartierbefragungen, die bereits vor der Planungsphase durchgeführt wurden, bietet das «Netzwerk Westfeld» ein Gefäss, das die Nutzungspartner und weitere Stakeholder aus Quartier, Behörden und Beratung zu einem regelmässigen Austausch zusammenbringt. Eingebrachte Ideen können in dieser Weise laufend entwickelt und umgesetzt werden. Dazu gehört u.a. ein Tauschsystem, das die künftigen Bewohnenden über den Tausch von Gegenständen und Hilfeleistungen im Alltag in einem Beziehungsnetz verbindet. Das Projekt stärkte auch den bereits bestehenden Quartierverein, der nun eine aktive Rolle im Areal und Quartier spielt. Er verfügt ab Bezug der Mietflächen über einen Fonds, um künftige, gemeinschaftliche Infrastrukturen und Aktivitäten zu finanzieren. Ebenfalls verfolgt wird die Idee eines niederschwelligen «Infopoints» mit Informations- und Beratungsangeboten auf dem Areal.
  • Nachhaltigkeit. Das Bauprojekt orientiert sich an den Zielvorgaben der 2000 Watt-Gesellschaft. Dafür stehen u.a. eine grosse Photovoltaikanlage, die Nutzung von Fern- und Erdwärme, eine umweltbewusste Auswahl der Baumaterialien und die Grünflächen im Areal. Indem Planungsprozesse für eine grosse Anzahl Wohnungen gebündelt werden, kann finanziell effizient vorangegangen werden. Gezielte Massnahmen zur Mietzinsdifferenzierung und ein genossenschaftlicher Solidaritätsfonds ermöglichen es, Wohnraum für eine sozial durchmischte Bewohnerschaft anzubieten. Mit Angeboten zur alltäglichen Versorgung in den Bereichen Lebensmittel, Freizeit und Gesundheit sowie Betreuungsangeboten und ÖV-Anschlüssen verwirklicht das Areal das Prinzip der «kurzen», fussläufigen Wege.

Erfahrungen

Dank einer packenden Vision, umsichtiger Planung und einem pragmatischen Vorgehen ist es wohnen&mehr gelungen, Entscheidungsträger und Geldgeber zu überzeugen, Nutzungspartner zu gewinnen und viele weitere Menschen zur Mitwirkung zu begeistern. Die junge Genossenschaft erhielt die Chance, als alleinige Arealentwicklerin ein Grossprojekt zu starten und umzusetzen, ohne zum Startzeitpunkt eigene Immobilien oder grosses Kapital aufweisen zu müssen. Dank dem partizipative Vorgehen in der Planung- und Bauphase entwickeln sich Beziehungen und ein Vertrauen unter und zwischen allen Beteiligten – und damit eine wichtige Voraussetzung für das künftige Zusammenleben einer heterogenen Bewohnerschaft. Gleichzeitig bleibt das Ziel der sozial durchmischten Bewohnerschaft eine Herausforderung; es braucht stete Abwägungen, um sowohl zu Beginn wie längerfristig eine Diversität zu schaffen, die inkludierend und nicht einseitig auf bestimmte soziale Gruppen ausgerichtet ist. Das Erfolgsrezept des Projektes beruht nicht zuletzt auf dem Mut der Initianten, die Vision zu verwirklichen, sowie der Professionalität der Umsetzenden und der Begeisterung, mit der weitere Stakeholder in allen Phasen des Projekts mitwirken.

Weiterführende Informationen

Hier geht's zum Artikel des Magazin ARTISET zum Projekt mit Videobeitrag

Webseite & Kontakt

https://www.westfeld-basel.ch/
info@wohnen-mehr.ch


Erfassungsdatum: 21.02.22