14.12.2020

Intercare – ein interprofessionelles und pflegegeleitetes Versorgungsmodell für Langzeitpflegeinstitutionen

Mit Schweizer Pflegeinstitution entwickelt zur Reduktion von Spitaleinweisungen und Verbesserung der Pflegequalität.

Der Hintergrund zur Entwicklung von neuen Versorgungsmodellen in Langzeitpflegeinstitutionen liegt in der Gewissheit, dass fehlende Kommunikationsstrukturen zwischen den verschiedenen Leistungserbringer und eine mangelnde Fachexpertise vor Ort die Pflegequalität gefährden. Eine besonders unerwünschte Folge daraus sind Über-, Unter- oder Fehlbehandlungen, wozu auch vermeidbare Spitaleinweisungen gehören. Spitaleinweisungen haben das Potential negativer Folgen für Bewohnerinnen und Bewohner: Hospitalisierungen können zu einer höheren Mortalität, Funktionseinschränkungen, Delir und Stürzen führen. Zudem verursachen sie Kosten in Spitälern in der Höhe von 105 Millionen Franken und vermindern durch den Wegfall von Betreuungs- und Pflegetagen die Einnahmen der Langzeitpflegeinstitutionen.

Mit den in der Studie erhobenen Daten aus Schweizer Langzeitpflegeinstitutionen konnte aufgezeigt werden, dass ca. 45% der Krankheiten oder Krankheitsfolgen, welche zu einer Spitaleinweisung geführten haben, auch in einem Pflegeheim oder im ambulanten Bereich behandelbar sind. Mit ausreichenden geriatrischen Kompetenzen von diplomierten Pflegefachpersonen könnten durch das rechtzeitige Erkennen von Symptomen und die Initiierung der richtigen Behandlungen Spitaleinweisungen vermieden werden.

Mit dem pflegegeleiteten Intercare-Modell werden diplomierte Pflegefachpersonen befähigt eine klinische Fachführung zu übernehmen und mit einem systemischen Management die spezifischen Gesundheitsbedürfnisse von Menschen im Alter zu decken. Damit wird auch eine Verbesserung der Bewohnergesundheit und –zufriedenheit erzielt. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten geschieht mit einem in der Studie konzipierten Lernprogramm. Dieses enthält 6 Kernelemente und fördert insbesondere die Weiterentwicklung des Fachwissens der diplomierten Pflegefachpersonen, unterstützt deren Übernahme der klinischen Fachführung, befähigt sie zum Coaching von Pflege- und Betreuungsteams anderer Ausbildungsniveaus und bereitet sie auf eine verbesserte interprofessionelle Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten vor.

Das pflegegeleitete Versorgungsmodell wurde in einer ersten Phase zwischen 2017-2018 entwickelt. Ab Juni 2018 wurde es unter der Begleitung einer Forschungsgruppe in 11 Langzeitpflegeinstitutionen implementiert und bis Februar 2020 evaluiert. Die wichtigsten Resultate aus der Studie zeigen folgende Ergebnisse:

  • Deutliche Verminderung von Spitaleinweisungen
  • Bessere Kommunikation zwischen Ärztinnen/Ärzte und den Pflegeteams
  • Arbeitsentlastungen für Ärztinnen/Ärzte
  • Empowerment der Pflege- und Betreuungsteams

Die involvierten Pflegeheime berichten zudem von folgenden Veränderungen in ihren Institutionen:

  • Weniger Einsatz von mobilen Ärzteteams
  • Mehr Kontinuität der Versorgung
  • Weniger Reklamationen von Bewohnenden
  • Weniger Personalfluktuation
  • Höhere Attraktivität als Arbeitgeber

CURAVIVA Schweiz war bei der Entwicklung des Intercare-Modells durch den Geschäftsbereich Bildung in einer Expertengruppe vertreten. Die Expertengruppe wurde u.a. zu den Kernelementen des Modells sowie zu förderlichen und hinderlichen Faktoren für eine Implementierung befragt. Ein Gesamtbericht zum Forschungsprojekt wird zu Beginn 2021 veröffentlicht werden.

Expertise im Zentrum der Qualität von Pflegeheimen – Der Beitrag des INTERCARE-Modells

Informationen zur Konferenz und zum Projekt

 

Save the date: Freitag 27. August 2021

«Stärkung Pflegeexpertise in der Langzeitpflege»

Eine Fachtagung von CURAVIVA Schweiz – welche u.a. das Projekt Intercare aufgreift und in einen Vergleich mit weiteren Ausbildungsabschlüssen und pflegegeleiteten Rollen stellt.

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